Bürgerpreisträger
des Gemeinnützigen Vereins zu Travemünde e.V.
2023
Landschaftspflegeverein Dummersdorfer Ufer e. V.
Nachhaltige Naturschutzarbeit in der Region
Es ist eine gute Tradition in der Geschichte des Bürgerpreises des GVT, dass die jeweiligen Preisträger in unserer Vereinsschrift vorgestellt werden. Das Gespräch zur Vorbereitung auf diesen Artikel findet in den Vereinsräumen in der Naturschutzstation Dummersdorfer Ufer statt. Gemeinsam mit dem Vorsitzenden und Vereinsmitbegründer Matthias Braun blicken wir auf die 45-jährige bewegte Vereinsgeschichte zurück. Allein, dass es diese Naturschutzstation mit den Büro- und Schulungsräumen, dem Schaftstall und der angrenzenden Natur-Kita „Bergwichtel“ gibt, ist ein Erfolg der Vereinsarbeit, der zu Beginn nicht voraussehbar war.
Es ist sehr viel passiert in der Zeit seit der Vereinsgründung 1977, als Naturschutz und der Erhalt wertvoller Tier- und Pflanzengesellschaften einen noch deutlich geringeren Stellenwert in der Öffentlichkeit hatte. Die Partei „Die Grünen“ wurde erst 1980 gegründet und die damaligen überwiegend jugendlichen Vereinsmitglieder kämpften zunächst für die Ausweisung des Dummersdorfer Ufers als Naturschutzgebiet und damit gegen eine geplante Erweiterung des Skandinavienkais in Richtung Süden.
Der Grund, warum der Landschaftspflegeverein Dummersdorfer Ufer (LPV) den Bürgerpreis 2023 erhält, ist vor allem der Einsatz des Vereins für den Erhalt und die Pflege der Naturflächen auf dem Priwall und in der Pötenitzer Wiek. Mit der Eröffnung der Naturwerkstatt Priwall im Fliegerweg mit der dortigen interessanten und interaktiv gestalteten Ausstellung und den Schulungsräumen konnte die langjährige Naturschutzarbeit noch einmal sichtbar gemacht und abgerundet werden.
Der Priwall stand seit Vereinsgründung auf der Agenda des LPV. Hier hat Matthias Braun als gebürtiger Priwaller von Beginn an dafür gesorgt, dass neben dem Dummersdorfer Ufer auch der Priwall mit seinen Besonderheiten als Refugium für Küsten- und Wiesenvögel im Fokus des Vereins blieb. Mit gezielten Natur- und Artenschutzmaßnahmen wird besonders die im südlichen Priwall gelegene große Salzwiese als Brut- und Rastplatz für Arten wie den Kiebitz regeneriert.
Die für diese Arbeit nötige wissenschaftliche Expertise des LPV spielte immer eine Rolle als ein zentraler Punkt der Vereinsarbeit und führt sicher dazu, dass der Verein heute ein anerkannter Träger für viele größere Naturschutzprojekte ist. Es war immer wichtig, die Schutzwürdigkeit der Gebiete mit Fakten belegen zu können – seien es die Daten über Vogelzug und Brutpaare oder das Katalogisieren von Pflanzen. Heute betreut der Verein im Naturraum Untertrave über 3.000 ha ausgewiesener Schutzgebiete in zwei Bundesländern, die sich trotz der räumlichen Nähe in ihrer besonderen Flora und Fauna deutlich unterscheiden.
Naturschutz – und zwar seine praktische Umsetzung vor Ort – ist das zentrale Vereinsziel. Die Aktivitäten des Vereins sind dabei sehr vielfältig: Ökopädagogik spielt eine große Rolle. Neben der Natur-Kita ‚Bergwichtel‘ am Resebergweg, wo die Kleinsten von Beginn an mit Pflanzen, Tieren und dem „Draußen-Sein“ aufwachsen, über pädagogische Angebote für Familien bis zu den neun Stellen für das Freiwillige ökologische Jahr und den Bundesfreiwilligendienst reicht das Spektrum der Möglichkeiten, ergänzt durch die Angebote der Naturwerkstatt auf dem Priwall.
Viele „tierische Helfer“ unterstützen bei dem Erhalt der Trockenrasenflächen am Dummersdorfer Ufer und der Salzwiesen auf dem Priwall, die kurz gehalten werden müssen. Der LPV betreut mehrere Herden von verschiedenen robusten Schaf- und Ziegenrassen. Deren Transport über die Priwallfähre zu neuen Weidegründen ist jedes Mal ein besonderes Ereignis.
Das Vereinsleben wird ebenfalls geprägt durch den Kreis von ca. 40 Ehrenamtler:innen, die sich auf verschiedenste Weise einbringen können. Da kann es das Organisieren der jährlichen Hof-Feste sein, handwerklicher Einsatz in den Naturschutzgebieten oder das Übernehmen von Führungen oder Vogelbeobachtungen. Bei monatlichen Treffen werden die Aktivitäten geplant. Jüngst waren 22 Ehrenamtler:innen zu einem mehrtägigen Ausflug nach Amrum unterwegs – auch dort im Übrigen aktiv bei einer Pflanzaktion zur Wiederansiedelung der Stranddiestel.
Auch wenn der Bürgerpreis des Jahres an den Landschaftspflegeverein als Institution verliehen wird – ein wenig gebührt dieser Preis auch dem Vorsitzenden Matthias Braun, der mit seiner positiven Beharrlichkeit über 45 Jahre sein Herzensthema verfolgt und auch gegen Widerstände umgesetzt hat. Sicherlich nicht alleine, dennoch: ohne sein „Dranbleiben“ auch in schwierigen Zeiten gäbe es die aktuellen Entwicklungen sicher nicht oder nicht in dieser Form.
Die aktuellen Entwicklungen in unserer Welt mit den immer sichtbarer werdenden Folgen der Klima-Krise erfordern es mehr denn je, dass wir auch in unserer Region unsere Umwelt und die bedrohten Arten – seien es Tiere oder Pflanzen – schützen. Dafür braucht es auch das Wissen und das Verständnis der kommenden Generationen. Der Landschaftspflegeverein Dummersdorfer Ufer leistet dafür in vielfacher Hinsicht einen Beitrag – unser Glückwunsch zum Bürgerpreis 2023!
Christine Jaacks-Mirow
Quellen: Froschperspektiven 14, Ausgabe 2019; Homepage des LPV: www.dummersdorfer-ufer.de
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