Bürgerpreisträger
des Gemeinnützigen Vereins zu Travemünde e.V.
2025

Wolf-Rüdiger Ohlhoff
Geschichten, Geschichte und Musik
Der Bürgerpreisträger des Jahres 2025 ist Wolf Rüdiger Ohlhoff und ein Portrait von ihm zu verfassen ist ein wenig so, als wollte man ein Kaleidoskop beschreiben: so viele Facetten, so viele bunte Bausteine eines erfüllten Lebens. Und jeder Blickwinkel bietet etwas Neues und Unerwartetes, das ebenfalls berichtenswert wäre (und das er selbst am besten erzählen würde). Drei Lebensthemen möchten wir aus dem bunten Persönlichkeitsbild des Preisträgers hervorheben:
Geschichten
Viele kennen Wolf Rüdiger Ohlhoff von einem seiner Vorträge, die er zu den verschiedensten Themen erarbeitet und gehalten hat, zuletzt beispielsweise im Mai dieses Jahres zum Thema 80 Jahre Ende des Zweiten Weltkrieges. Er selbst ist Jahrgang 1944 und kam 1964 von der Westküste Schleswig-Holsteins nach Lübeck. Das Geschichten-Erzählen ist sein Metier, er ist ein begnadeter Erzähler und liebt die Interaktion mit seinem Publikum. Schon als Schulsprecher und im Ferienjob als Reporter für eine Husumer Zeitung legte er die Basis für Rhetorik und Recherche. Die Themen findet er durch sein umfassendes Interesse an Menschen und Ereignissen – „Ich war immer sehr neugierig“, sagt er von sich und sein sehr gutes Gedächtnis für Zahlen und Fakten hilft sicher dabei, dass alle „Geschichten“ fundierte sachliche Grundlagen haben.
Schier unerschöpflich sind seine Berichte aus den Travemünder Jahren 1968 bis 1979, in denen er unter anderem als Empfangschef im Hansa-Hotel und später als Leiter der Veranstaltungsabteilung der Kurverwaltung Travemünde arbeiten konnte. Es lässt sich gut vorstellen, dass der junge Wolf-Rüdiger Ohlhoff anhand seiner persönlichen Notizen die Stammgäste des Hotels zu deren besonderer Zufriedenheit gemäß ihrer Vorlieben verwöhnen konnte – das Interesse an Menschen eben.
Die Geschichten über seine vielen Begegnungen mit berühmten Persönlichkeiten von Josephine Baker bis Udo Jürgens sind bestimmt abendfüllend und zeichnen Bilder Travemündes aus einer Zeit, die noch gar nicht lange vergangen ist und doch schon weit weg erscheint. Wie schön, dass diese Zeit in den Geschichten von Herrn Ohlhoff lebendig bleibt.
Geschichte
„Travemünde ist einmalig“, findet Wolf Rüdiger Ohlhoff und verweist auf den Spagat zwischen Fremdenverkehr und Industrie, der das Seebad wie keinen anderen Ort an der Küste geprägt hat und prägt. So viele historische und aktuelle Themen finden sein Interesse, sei es die Geschichte des Priwalls mit seinem ehemaligen Flughafen, der einmal ein internationales Drehkreuz war, seien es die Werften, die so lange zum Ortsbild gehörten, oder natürlich die Geschichte des Casinos, des Fremdenverkehrs und des Fährhafens. Es gibt kaum ein Thema, mit dem er sich noch nicht beschäftigt hat, denn: „Ich möchte immer wissen, warum etwas so ist, wie es ist.“ Das Interesse an Geschichte mündet natürlich wieder in „Geschichten“, jeweils 20 Jahre führte Herr Ohlhoff als Stadtführer durch Travemünde, hielt Vorträge in unserem Gesellschaftshaus und auf der Passat.
Musik
Ein weiteres Lebensthema von Wolf-Rüdiger Ohlhoff ist die Musik. Nach seinem Musikstudium in Lübeck kam er nach ersten Erfahrungen als Aushilfsmusiker im Lübecker Theaterorchester zu der Entscheidung, beruflich in einem Bereich tätig zu werden, der mehr direkten Umgang mit Menschen bieten konnte.
Doch die Musik in vielfältiger Form begleitet ihn weiter durch sein Leben. Als Gründer und Solist des Passatchores organisierte er unter anderem die vielen erlebnisreichen Reisen des Chores, seine Sammlung von Schellackplatten ist legendär und die der dazugehörigen Abspielgeräte ebenfalls (und ja: das hat wieder etwas mit Geschichte zu tun).
Ein ganz besonderes Geschenk – und einer der Gründe für die Verleihung des Bürgerpreises – ist aber die ehrenamtliche Tätigkeit als Musiktherapeut im Alten- und Pflegeheim St. Birgitta. Seit etwa 16 Jahren singt Wolf Rüdiger Ohlhoff zur Gitarre Volkslieder mit den Bewohnerinnen und Bewohnern und legt als DJ Musik auf. Wobei er den Wünschen der Zuhörenden inzwischen nachgegeben hat und Titel aus den 70er Jahren spielt – Musik aus den 50ern war dem Publikum irgendwann „nicht flott genug“.
Ganz besonders berührt es ihn, wenn er spürt, wie die Musik zu Menschen durchdringt, die vielleicht sonst den Kontakt zur Gegenwart und zur Umgebung verloren haben. Wenn jemand im Rollstuhl mitswingt oder sich im hinteren Raum Tanzpaare finden, geht ihm das Herz auf.
Wir freuen uns auf weitere Geschichten, die mit Charme und Knowhow vorgetragen, mit geschichtlichen Fakten gespickt und gerne musikalisch untermalt sein können!
Christine Jaacks-Mirow
GVT
Siehe auch ein älteres Portrait von Wolf-Rüdiger Ohlhoff aus dem Jahre 2001 auf dieser Website.
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