Travemünde Ortschild

2000 – Heft 4 / 305

K R I T I C U S

wundert sich bald über gar nichts mehr, nicht etwa darüber, was in der großen Politik so läuft, sondern mehr so über Ereignisse im Nahbereich, so in und um Travemünde.

In der letzten Zeit kann man in der Tagespresse sehr viel über unsere Travemünder Stadtentwicklungsvorgänge lesen. Dabei wird KRITICUS das Gefühl nicht los, dass dahinter ein System, so eine Art Schlachtplan steht. Es ist wie im Stierkampf. Wir, die Travemünder, sind die Stiere und die Zeitungsberichte sind die roten Tücher. Man will uns sozusagen zum Angriff reizen, uns aus unserer vorortlichen Lethargie erwecken und zu Aktivitäten anspornen. Dass unsere Hörner dann immer vorbeistoßen an den roten Tüchern, ist auch eingeplant.

KRITICUS hat schon außerordentlich viele Bürgerversammlungen mitgemacht, wo es um Travemünder Probleme ging, oft verbunden mit vielen Bildern, Zukunftsplänen und Visionen. So richtige Ausstellungen waren das manchmal, wo man schon erkennen konnte, wie schön Travemünde einmal werden sollte.

In den 50er Jahren z. B. hat KRITICUS in der Aula der Stadtschule das erste Mal über den Ausbau der Vogteistraße diskutiert. Das war hochinterressant und die Diskussionsbeiträge sind heute noch anwendbar. Diese Versammlungen sind schon richtige Traditionsveranstaltungen geworden, sozusagen, um uns zu beruhigen nach dem Motto, was lange währt, wird gut. Und schließlich sollen mehrere Generationen etwas von den fortschrittlichen Plänen haben.

Da ist z. B. die Sache mit unserer Eisenbahnverbindung, um die im 19.Jahrhundert die Travemünder über Generationen hinweg gegen Preußische und dänische Interessen kämpfen mussten, bis sie im Jahre 1882 endlich in Betrieb genommen werden konnte und als ganz außerordentlicher Fortschritt gefeiert wurde.

Für die Entwicklung Travemündes war diese Verkehrsanbindung an das europäische Schienennetz von entscheidender Bedeutung. Jetzt im Jahre 2000 lesen wir doch tatsächlich in der Zeitung, dass aus Gründen der ganz schlechten Lübecker Finanzlage wegen des Ausbaus des Skandinavienkais dieser Schienenstrang wegfallen könnte. Dass diese Meldung auf uns Travemünder wie ein rotes Stierkampftuch wirken soll, ist pure Absicht. Man will uns aufwecken aus unserer zufriedenen Stimmung, die sich wegen der endlich begonnenen Arbeiten in der Kurgartenstraße und der Fertigstellung des Godewindparks mit der Brücke breit macht. Damit die Wirkung auf unsere Stimmung verstärkt wird, hat man gleich die Nachricht von der Schließung des Aqua Top über die Weihnachtszeit hinweg nachgeschoben. Eine außerordentlich gästefreundliche Maßnahme, wie KRITICUS meint, denn die Besucher Travemündes sollen auch mal nach Scharbeutz zum Baden fahren, um eine schöne Anlage kennen zu lernen. Damit sie vergleichen können, auch was gästefreundliche Parkplätze betrifft.

Aber es geht ja bald aufwärts. Das Kurhaushotel ist fast leergeräumt, damit es wie Phönix aus der Asche neu erstehen kann. Einen Porzellanteller vom alten Kurhaus hat KRITICUS noch ergattert. Auf diesem wird er sich sicher manchmal einen leckeren Braten servieren lassen und dabei an wunderschöne Feste und Feiern zurückdenken, die er im Kurhaushotel erlebt hat. Das letzte große Ereignis im Kurhaus war das 150jährige Jubiläum des Gemeinnützigen Vereins zu Travemünde e.V. im Jahre 1998.

Und wenn KRITICUS schlechter Stimmung ist, blättert er in der hübschen bunten Broschüre, die die Hansestadt für die Bürgerversammlung im Jahre 1999 unter dem Titel „Travemünde 2010 Planungen/Projekte“ herausgegeben hat. Da wird er gleich wieder fröhlich und guter Hoffnung, der KRITICUS, der Ihnen zum Schluss ein schönes Weihnachtsfest und ein gutes Jahr 2001 wünscht.

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