2007 – Heft 4 / 333
K R I T I K U S
Hat der KRITIKUS doch einem viel beschäftigten Menschen angeboten, nur heute und ausnahmsweise, dessen Hund auszuführen. Nicht im Besitz eines gültigen Hundeführerscheines musste er sich belehren lassen, dass Leinenzwang herrsche und alle durch den Hund verursachten Verunreinigungen, die fester als Wasser sind, unverzüglich einer geordneten Entsorgung zuzuführen seien. Entsprechende Plastiktüten findet man an vielen Stellen in Travemünde, wenn die Spender denn befüllt sind. Um hier nicht in die Bredouille zu geraten und da der Trend zum Zweithundekotbeutel geht, trat er, so ausgerüstet, den Spaziergang an. Gerne dachte er an die Zeiten zurück, als der vierbeinige Freund des Menschen noch unangeleint bei Fuß ging und nicht nach jeder Begegnung mit anderen Geschlechtsgenossen gordische Knoten zu lösen waren.
Was gab es für die Herrchen anderer Hunde Interessantes zu sehen, welche visuellen Ereignisse am Himmel und in den Baumkronen ließen sie einfach nicht bemerken, dass die in der Werbung so hoch gepriesenen Stoffe in mehr oder minder verdauter Form den Körper ihres Lieblings verließen.
Da fragte sich der KRITIKUS, ob es nicht sinnvoller wäre den Hundeführerschein für Menschen durch einen Menschenführerschein für Hunde zu ersetzen, der den Vierbeiner in dieser Situation ermächtigt sein vermeintliches Alphatier nachhaltig in die Wade zu beißen, um es auf die Tatsache aufmerksam zu machen – „ich habe keinen Daumen und keinen Zeigefinger, um eine Tüte zu ziehen. Ich komme an den Spender nicht heran und ich habe auch kein Greifwerkzeug über das ich den Kotbeutel ziehen kann, um eine artgerechte Säuberung der Umwelt vorzunehmen.“
Wäre zu hoffen, dass der so erzogene Zweibeiner dann auch die ihm vorbehaltenen öffentlichen Toiletten so wieder verlässt, wie er sie vorzufinden wünscht. Dann wäre es auch nicht mehr nötig, wie jüngst im Strandbahnhof geregelt, den Schlüssel für die dortige Toilettenanlage unter Verschluss zu halten und nur bei dringendem Bedarf herauszugeben. Hat man vielleicht, um der unverhältnismäßigen Verschmutzung vorzubeugen, vor dem Bahnhof auch noch weit sichtbar ein Schild mit dem Hinweis auf eine andere Bedürfnisanstalt aufgestellt, oder ist einfach nur versäumt worden diesen Hinweis zu entfernen, nachdem die Toilettenfrage im Bahnhof geregelt war?
Sollten wir möglicherweise umstellen auf Rentierhaltung? Denn der Kritikus hat noch nie gehört, dass der Weihnachtsmann nach einer öffentlichen Toilette verlangt hat, geschweige denn, dass die Rentiere, die seinen Schlitten ziehen, Parks und Plätze verschmutzt haben.
In diesem Sinne – saubere Weihnachten!
Ihr KRITIKUS.
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