Priwall-Hütte des Touristenvereins "Die Naturfreunde" Ortsgruppe Lübeck e. V.

Travemünder Häuser Nr. 90

Mecklenburger Landstraße 128

Naturfreundehaus Priwall

Häuser auf dem Priwall sind bislang selten in dieser Reihe porträtiert worden. Umso mehr freue ich mich, dass mir die Naturfreunde Deutschlands Ortsgruppe Lübeck umfangreiches Material zu ihrem Naturfreundehaus Priwall in der Mecklenburger Landstraße 128 zur Verfügung gestellt haben.

Nach dem 1. Weltkrieg gelang es dem Verein, ein Erbbaugrundstück auf dem Priwall zu erwerben. Der 1922 mit der Hansestadt Lübeck geschlossene Vertrag sah vor, dass das Grundstück bis Ende 1923 bebaut werden musste.

Naturfreundehaus Priwall 2

Wegen der schlechten wirtschaftlichen Lage in der Weimarer Republik – es war die Zeit der Inflation, über Nacht wurden Barvermögen entwertet – war ein immenser Kraftakt der Vereinsmitglieder erforderlich, die Vorgaben der Hansestadt Lübeck zu stemmen. Doch es gelang. Der Einsatz aller Mitglieder machte es möglich: Holz wurde geschlagen, Fachwerk und Dach selbst errichtet, die Wände wurden mit Lehm und Reet ausgefüllt. In den Folgejahren wurden – ebenfalls in Eigenarbeit – Küche, Abstellraum und Toiletten hinzugefügt.

Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Jahre 1933 änderte sich das Bild:
die Naturfreunde gehörten der nicht-nationalsozialistischen Arbeiterbewegung an. Die Ortsgruppe wurde aufgelöst, der 1. Vorsitzende S. Stelling wurde 1933 von der SA ermordet.

Das Haus wurde beschlagnahmt und zunächst von der „Hitler-Jugend“ genutzt. Im Zuge des Ausbaus der Erprobungsstelle (See) der Deutschen Wehrmacht wurde das Haus Mitte der 1935er Jahre abgerissen.

Am 8.Mai 1945 kapitulierte die Deutsche Wehrmacht bedingungslos, damit war die NS-Herrschaft vorbei. 1946 wurde die Ortsgruppe Lübeck neu gegründet.
Der Priwall gehörte zur Britischen Besatzungszone, die Briten sprengten einen Großteil der auf dem Priwall befindlichen Anlagen, soweit sie sie nicht – wie die ehemaligen Priwall-Kasernen – selbst nutzten.

Naturfreundehaus Priwall 3

Nach der Gründung der Bundesrepublik Deutschland im Jahre 1949 war nun wieder die Hansestadt Lübeck für die Vergabe von Grundstücken zuständig:
ein in Gneversdorf angebotenes Grundstück in der Nähe der kirchlichen Einrichtung „Bethanien“ wurde aus verschiedenen Gründen (zu weit vom Wasser entfernt und Abstemplung der Naturfreunde als „FKK-Anhänger“, was mit der kirchlichen Moralvorstellung nicht in Einklang zu bringen war), abgelehnt.

Naturfreundehaus Priwall 4

So unterstützte die Schwesternschaft „Bethanien“ den Verein bei dem Abschluss eines Pachtvertrags über ein 5600 qm großes Trümmergrundstück auf dem Priwall und organisierte den Transport, sogar die dort gelagerten Luftwaffenbaracken, auf den Priwall.

Naturfreundehaus Priwall 5

Das Grundstück grenzt unmittelbar an die Pötenitzer Wiek, es steht sowohl Vereinsmitgliedern als auch Nicht-Mitgliedern offen. Es bietet auch Halb- bzw. Vollpension an und ist QMJ-qualifiziert, also mit einem Qualitätsmanagementsiegel versehen.

Naturfreundehaus Priwall 6

2013 umfasste der Verein rund 350 Mitglieder. Pro Jahr machen zwischen 5-6000 Gäste Urlaub an der Pötenitzer Wiek unweit des Ostseestrandes.

Naturfreundehaus Priwall 7

Viel Erfolg weiterhin.

Rolf Fechner

Fotos: Touristenverein „Naturfreunde Deutschlands“ Ortsgruppe Lübeck.
Der Text basiert auf Dokumentationen von Kurt Böttcher und Rolf Faasch.

Website: Naturfreundehaus Priwall

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