Portraits Travemünder Personen
Christa Krause
Kauffrau
Ihr Lebenslauf liest sich wie ein Roman, und es tut dem Chronisten fast leid, daß er ihn nur in gekürzter Form wiedergeben kann, aber er wird versuchen, die wichtigsten Ereignisse zusammenfassend zu schildern.
Christa Krause geb. Stachel wurde am 16. August 1943 in Mannheim geboren. Sie war also ein echtes Kriegskind. Ihr Vater, Pastor Helmuth Stachel, allen etwas Älteren Travemündern noch in sehr guter Erinnerung, war Soldat, und Christa sollte ihn erst nach vielen Jahren erst richtig „kennen lernen“ können. Er geriet nämlich in russische Kriegsgefangenschaft und kam erst am 16. Dezember 1955 mit einem der letzten Transporte als „Spätheimkehrer“ zu seiner Familie zurück. Ihre Kinderzeit verbrachte Christa mit ihrer Mutter Lia in Heidelberg und Mannheim. Durch Schilderungen aus dem Leben ihres Vaters, von Mutter und Großvater war er in ihrer Vorstellung so lebendig geblieben, daß sie ihn nach seiner Heimkehr sofort „erkannte“, wie sie in ihrem Lebenslauf schildert.
Nun war die Familie wieder vereint und vergrößerte sich nach kurzer Zeit durch die Geburt ihres Bruders Martin. In Remscheid trat Helmuth Stachel seine erste Pfarrstelle an, und Christa besuchte hier weiterhin die Schule. Mit großer Begeisterung setzte sie sich in der Jugendarbeit ein. Ihre besondere Leidenschaft galt jedoch dem Laienspiel und erweckte in ihr auch den Wunsch, einmal Schauspielerin zu werden.
Nach dem Abitur ging sie nach Bad Godesberg, um dort im Krankenhaus des Grafen von Lehndorf, einem Freund ihres Vaters, ein diakonisches Jahr zu absolvieren. Da der Wunsch, Schauspielerin zu werden, bei ihrem Vater auf wenig Gegenliebe stieß, war dieser Weg für sie von großer Bedeutung, denn nun wollte sie gerne Krankenschwester werden. Die Schwesternschule in Heidelberg bot Abiturientinnen die Möglichkeit eines im Ausland anerkannten Examens.
Ihr Vater hatte sich um eine Pfarrstelle in Travemünde beworben und wurde im Juni 1963 Nachfolger vom alten Pastor Vorwerk.
Sie brach ihre Ausbildung in Heidelberg ab und begann eine Lehre in der Buchhandlung Nitz. Bei der Innenausstattung des neuen Pastorats lernte sie Siegfried Krause kennen, und nachdem sie festgestellt hatte, daß die Norddeutschen nicht annähernd so „stur“ waren wie ihr Ruf, heiratete sie ihn 1966. Sie fühlte sich nun in Travemünde wie zu Hause.
1967 und 1970 wurden die Söhne Ulrich und Matthias geboren. Mit Schwiegermutter und Ehemann als Lehrmeistern trat sie in das Geschäftsleben der Firma ein, und alle Travemünder lernten sie bald als freundliche und kompetente Fachfrau kennen.
Ihre Söhne, die auch liebevoll von den Großeltern betreut wurden, lernten später während ihrer Schulzeit Freunde aus Afrika und Amerika kennen, die als „Gastsöhne“ das Familienleben bereicherten.
Der Travemünder Kirchengemeinde fühlte sich Christa Krause natürlich sehr verbunden. 1972 wurde Pastor Stachel nach St. Marien in Lübeck berufen, so daß sich ihr „kirchliches“ Interesse auch dahin verlagerte. Nach dem Eintritt ihres Vaters in den Ruhestand, den er wieder in Travemünde verlebte, beschloß sie, aktiv zu werden und gehört seit 1990 zum Kirchenvorstand der St. Lorenz- Gemeinde und als Synodale zur Kirchenkreis- Synode. Die Arbeit war für sie sehr wichtig, auch wenn sie neben ihrem Beruf nur mit Mühe Zeit dafür erübrigen konnte.
Siegfried Krause mußte sich einer Hüftoperation unterziehen, die leider mißglückte. Deswegen entschloß sich das Ehepaar Krause nach 42 Jahren Selbständigkeit in einem schmerzlichen Prozeß, ihr Unternehmen einzustellen. Da sie keinen Nachfolger für das Geschäft fanden, sind dort nun junge Handwerksmeister, Maler, Maurer, Tischler und Raumgestalter eingezogen, die auch ein attraktives Geschäft zum Schauen und Kaufen eingerichtet haben.
Da sind natürlich die große Erfahrung und der gute Rat von Frau Christa manchmal von großer Wichtigkeit.
Seit einigen Jahren ist sie als „Grüne Dame“ bei der evangelischen Krankenhaus- und Nachbarschaftshilfe tätig. Im Oktober 2003 hat sie von Liesel Wieck, die aus Altersgründen zurückgetreten ist, die Leitung dieser Gruppe übernommen. Im Kirchenvorstand ist Christa Krause Mitglied im Ausschuß für die RIGA- Partnerarbeit und lernt dafür jetzt auch noch die lettische Sprache. Die Begegnung mit den Menschen dort hat sie tief bewegt und motiviert.
Und nun muß der Chronist sie einmal selbst zu Wort kommen lassen, denn sie schreibt in ihrem „Lebenslauf“ folgende Sätze:
„Ganz besonders freue ich mich jetzt aber auch darauf, endlich wieder Zeit zu haben für die Familie, die mir in den letzten 18 Monaten so prächtig zur Seite stand; für die Freunde, die immer des Geschäftes wegen zurückstehen mußten, für Bücher, Theater und andere Hobbies – das schönste davon sind die Enkel – zwei schon große „kleine Franzosen“ – Baptiste und Félicien, die unsere Schwiegertochter mit in die Familie brachte und der erste kleine Enkel Yannis. Sie zu haben, ist die Seligkeit schlechthin und ich freue mich, wenn ich als helfende, liebende, vorlesende, tobende, Dummheiten machende Oma in Berlin gebraucht werde. Mein Ruhestand wird also sehr lebendig und abwechslungsreich sein. Ich freue mich darauf.“
Da bleibt uns nur zu sagen: Unsere besten Wünsche begleiten Sie und ihren lieben Mann, Frau Christa Krause.
Helmuth Wieck
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