Portraits Travemünder Personen
Frank Dahl
Pastor der St. Lorenz-Kirchengemeinde
zu Travemünde
Er wird am 21. Juni 2004 fünfundsechzig Jahre alt und in den Ruhestand versetzt. Über 31 Jahre war Pastor Frank Dahl als Seelsorger für die evangelische Kirche in Travemünde tätig. Bei unzähligen Gottesdiensten und Andachten, bei Taufen, Konfirmationen, Hochzeiten und Trauerfeiern hat er aufmunternde, nachdenkliche und tröstende Worte gefunden. Und die Travemünder haben ihm gerne zugehört, weil sie ihn verstehen konnten. Seine mitunter sehr kritischen oder nachdenklichen, häufig mit hintergründigem Humor gewürzten Predigten verlangten Aufmerksamkeit und Konzentration. Der Zuhörer sollte über seine Worte nachdenken und mit seinem Nachbarn darüber sprechen.
Auch bei anderen Anlässen, z. B. bei besonderen Geburtstagen oder Jubiläen, sollte er mit kleinen Ansprachen oder Grußworten die Feiern bereichern. Der Chronist hatte häufig Gelegenheit, Frank Dahl bei solchen Gelegenheiten zuhören zu dürfen, häufig mit einem Schmunzeln über seine genialen Einfälle. Mit Vergnügen verfolgte er die kleine Rede zum 104. Geburtstag von Erich Bremer im Rosenhof. Die Zahlenspiele über die 104 beeindruckten die Gäste wegen ihrer verblüffenden Logik und der verschlungenen Gedankengänge. Aber Frank Dahl verfügt auch über die Kunst des Reimens. In guter Erinnerung ist mir noch das lange Gedicht über unseren alten Kirchenvogt Otto Timmermann zu einem besonderen Geburtstag. Aber nicht nur das Wort stand Frank Dahl zu Gebote, auch im Bereich der Musik war er tätig. Sein Posaunenchor hat manchen Gottesdienst begleitet, bei vielen Kirchentagen mitgewirkt und adventliche Veranstaltungen des Gemeinnützigen Vereins zu Travemünde musikalisch unterstützt. In der St. Lorenz-Kantorei hat er bei vielen Proben und Aufführungen im Baß mitgesungen.
Nun geht er in den Ruhestand und macht Platz für einen jüngeren Nachfolger, auch wenn wir seinen Abschied bedauern. Eigentlich wollte der Chronist einen kurzen Überblick über die vergangenen Jahre von Pastor Frank Dahl geben und hatte ihn um einen kurzen Lebenslauf gebeten. Dieser ist so umfassend und interessant geworden, daß er ihn wörtlich übernehmen möchte. So lassen wir unseren Pastor noch einmal zu Wort kommen.
Ein Weniges über mich
Zum 1. Juli 2004 werde ich in den Ruhestand versetzt, nachdem ich 31 1/2 Jahre Pastor der St Lorenz-Gemeinde in Travemünde gewesen bin. Es war eine schöne und intensive Zeit, für die ich sehr dankbar bin. Das alles wäre so nicht möglich gewesen, wenn die Gemeinde mich nicht mitgetragen hätte. Ich danke besonders allen Frauen und Männern, die sich für das Gemeindeleben verantwortlich wussten und aktiv mitgemacht haben.
Im Zentrum stand für mich der Gottesdienst mit Gesang und Musik und der schwierigen Aufgabe zu predigen. Das Singen in der Kantorei und das Blasen mit dem Posaunenchor werde ich auch im Ruhestand fortsetzen. Das Predigen aber wird am 27. Juni im Abschiedsgottesdienst an sein Ende kommen. Ich ziehe dann den Talar aus und werde ihn nie wieder anlegen. Ein wichtiger Lebensabschnitt kommt zum Abschluß, ein neuer Lebensabschnitt wartet auf mich, so Gott will. Und ich erwarte ihn mit beträchtlicher Neugier. Ich kann und will weder mich selbst noch meine bisherige Lebensgeschichte beschreiben.
Darum hier nur ein paar Daten: Geboren bin ich in Riga am 21. Juni 1939 als viertes von sieben Kindern meiner Eltern. Während des Krieges lebte die Familie in Obornik/Provinz Posen. Die Flucht führte nach Husum. Aufgewachsen bin ich in Bredstedt. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Husum 1961 Abitur. Studium der Theologie in Heidelberg und Kiel. Ab 1966 Vikar in Tönning und Preetz. 1969-1972 erste Pfarrstelle in Nieblum/Föhr. Seit 1. Januar 1973 in Travemünde. Unter den Töchtern des Landes habe ich mir die beste zur Ehefrau gewählt. Sie wurde die Mutter unserer drei Söhne. Ohne ihre kritische und liebevolle Begleitung wäre aus mir nie etwas Rechtes geworden.
Mit ihr wohne ich seit Februar in der Eschenburgstraße 33f Lübeck. Wir haben einen guten Abstand zu Travemünde gewählt: nicht zu nah und nicht zu fern. Und wenn es uns gelüstet, werden wir an der Vorderreihe spazieren gehen und uns freuen; wenn wir auf bekannte Gesichter treffen.
Frank Dahl
Wir wissen, daß Frank Dahl den sogenannten Ruhestand ausfüllen wird und wünschen ihm und seiner Frau Heide noch viel Glück und Freude für den neuen Lebensabschnitt. Das darf der Chronist wohl im Namen aller Travemünder aussprechen.
Helmuth Wieck
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