Grenzöffnung Priwall

30 Jahre Grenzöffnung auf dem Priwall

Mit diesem Artikel soll an den Jahrestag der innerdeutschen Grenzöffnung erinnert werden.

Unser Travemünder Historiker und Autor Rolf Fechner verfasste vor 10 Jahren einen Beitrag über dieses epochale Ereignis und schrieb über die Ursachen der Teilung Deutschlands, die Grenzziehung, die Öffnung und deren Vorgeschichte in UNSER TRAVEMÜNDE. Einen Auszug aus diesem Artikel drucken wir mit Genehmigung des Autors noch einmal ab:

Am 23. Mai 1949 wurde die Bundesrepublik Deutschland und am 07. Oktober 1949 die Deutsche Demokratische Republik gegründet. Am 03.02.1990 wurde – fast 3 Monate nach dem Mauerfall am 09.11.1989 – auch die Grenze auf dem Priwall geöffnet.

Grenzöffnung auf dem Priwall
Diese erfolgte am 03.02.1990 um 09:25 Uhr, nachdem der damalige 1. Vorsitzende des GVT, Dr. Hans Hagelstein, bei dem DDR-Ministerpräsidenten Modrow interveniert hatte. Auch die damalige Pötenitzer Bürgermeisterin, Gundela Frehse, hatte sich für eine Grenzöffnung auf dem Priwall stark gemacht.

Am 03.02.1990 machten sich Tausende Bürger von West nach Ost und von Ost nach West auf, um Neuland – und dabei doch die nächste Umgebung – zu entdecken. Viele Fahnen, überwiegend mecklenburgische waren zu sehen. Unterstützt wurden die Besucher dabei von verschiedenen Vereinen aus West und Ost, die die Grenzöffnung musikalisch, wie durch den „Eichholzer Fahnenzug Jäger und Schützen“, den „Passat Chor“ und Blaskapellen aus Klütz und Warnow untermalten und kulinarische Angebote bereithielten. So teilten der GVT, der TSV Travemünde und der Verein der Priwallbewohner kostenlos Bier und Säfte aus und boten den Besuchern Gebäck an. Die Wochenendhausbesitzer begrüßten die Mecklenburger Besucher mit der Erwartung „zur dauerhaften Verbundenheit“.

Die LVG führte einen kostenlosen Buspendelverkehr zur damals noch kostenlosen Priwallfähre durch. Die Grenzöffnung erfolgte aber arg provisorisch: man hatte durch den Strandsand zu stapfen, was sich auf Dauer als zu umständliche erwies. So wurde am 12.04.1990 ein Übergang – allerdings nur für Fußgänger und Radfahrer – über die Mecklenburger Landstraße eröffnet. Es dauerte aber noch über zwei Jahre, bis auch Kfz die Grenze passieren durften. Vehementer Widerstand kam von dem Verein der Wochenendhausbesitzer und Priwallbewohner: man hatte sich ja mit der Grenze so kommod eingerichtet und nun sollte die Ruhe vorbei sein.

Diese Haltung setzte sich nicht durch: die Mecklenburger Landstraße war jahrhundertlang die Verbindungstrasse zwischen Travemünde und Dassow gewesen und konnte diese Funktion durch eine widernatürliche Grenzziehung nicht plötzlich eingebüßt haben. Auf diese Tatsache wies insbesondere der damalige GVT-Vorsitzende hin.

Gedenkstein an der Priwall-Grenze - Foto: Hedi Wiechmann

Am 03.10.1990 feierten Travemünder Bürger gemeinsam mit Pötenitzern und viel Musik und Tanz den 1. Tag der Deutschen Einheit. Zur Erinnerung an diesen Tag pflanzte der GVT vor dem Schloss Pötenitz eine Einheitseiche. Und noch eine weitere Tat darf sich der GVT auf die Fahnen schreiben: an der Grenze wurde am 03.10.1995 ein Gedenkstein an die Teilung errichtet – dies musste allerdings auf mecklenburgischen Gebiet erfolgen, da die Lübecker Behörden Probleme mit der Aufstellgenehmigung hatten.

Was wünscht man sich also zum 30. Jahrestag der Grenzöffnung?

Große Dankbarkeit, Optimismus, Bescheidenheit, weiterhin ein echtes Zusammenwachsen in nachbarschaftlicher Verbundenheit und viele freundschaftliche Kontakte.
Quelle: UT Heft 1/342 aus dem Jahr 2010
20 Jahre Grenzöffnung auf dem Priwall/Rolf Fechner

Pötra - Wiedervereinigungs-Eiche

Kennen Sie Pötra?
Pflanzung der Eiche „Pötra“Seit Monaten war die Grenze offen und am schönen 3. Oktober 1990 feierten die Travemünder mit ihren mecklenburgischen Nachbarn das Fest der Deutschen Einheit. Als Symbol für die wiedererlangte Verbundenheit pflanzten der damalige Vorsitzende des GVT, Dr. Hans Hagelstein, und Wilfried Moll, unser ehemaliger Küster und engagiertes GVT-Mitglied und Bürgerpreisträger 2019, unter Mithilfe zahlreicher Pötenitzer Bürger eine Eiche – die Einheitseiche. Einen Namen bekam sie auch: „Pötra“. Dies sollte die Verbundenheit zwischen Travemünde und Pötenitz symbolisieren.
Quelle: UT Heft 4/344 aus dem Jahre 2010
Kennen Sie Pötra?/Rolf Fechner

Das Gelände vor dem Pötenitzer Schloss, nahe dem die Eiche gepflanzt worden war, liegt bis heute brach und verwildert zusehends. Eine Baustelle deutet sich an. Man erkennt kaum, dass hier unsere Eiche steht. Mit etwas Mühe tritt man von der Schlossallee linkerhand in das Gelände und siehe da: die Eiche steht dort prächtig gewachsen, daneben das Hinweisschild des GVT auf ihre Pflanzung und ihren Namen. Dankenswerterweise ist die Wiese von den Pötenitzern um den Stamm nebst Astwerk in einem kleinen Radius gemäht worden, so dass beim Betrachter ein Gefühl entsteht, dass hier ein besonderer Ort ist. Hoffentlich stehen die Eiche „Pötra“ und das Hinweisschild noch viele Jahre sichtbar an diesem Platz und erinnern uns an Trennung und Wiedervereinigung der Pötenitzer und Travemünder.

Monika Raddatz
GVT

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