Da spaziere ich ’mal hin
Das Brodtener Ufer
Das bis zu 20 m hohe Steilufer erstreckt sich auf einer Länge von ca. vier Kilometern mit sehenswerter Flora und Fauna. Wir starten am Ortsrand Travemündes ab der Badestelle des sagenumwobenen Mövensteins und nehmen schon die erste Steigung. Der Weg in Richtung Niendorf schlängelt sich durch kleine Wäldchen, an Ackerrändern vorbei, mal nah am Steilufer, mal einen kleinen Bach überquerend. Die Gegensätze könnten nicht größer sein: Hier dichter Wald und dort der atemberaubende Ausblick auf die offene See. Meterhohe undurchdringliche Brombeerhecken lassen dahinter den Golfplatz Travemünde erahnen, der sich über etliche Hektar fast bis zum Dorf Brodten hinzieht.
Wer einen der wunderbaren Blicke auf die Bucht oder in die Natur genießen möchte findet viele Bänke und Sitzmöglichkeiten vor. Besonders auffällig ist “Die Travemünder Sessellandschaft“, gestaltet von dem bekannten Künstler Guillermo Steinbrüggen.
Seit gut 10 Jahren stehen am Uferweg Sitzgelegenheiten aus großen Steinen, dessen Rücklehnen aus Metall wie Ornamente wirken und einen Bezug zu der Umgebung herstellen: Wo Fuchs und Hase sich Gute Nacht sagen, die Schwalbe ihren Sommer verbringt, der Hering an den Küsten zieht und die Eule das Nachtleben genießt.
Das hohe Brodtener Steilufer ist ein sogenanntes aktives Kliff. Die gesamte Landschaft wird Brodtener Winkel genannt und steht unter Landschaftsschutz. Kurz vor der Hermannshöhe steht ein Gedenkstein am Wegesrand, der von Hinterbliebenen, in Erinnerung an ihre auf See in der Lübecker Bucht bestatteten Lieben, immer mit frischen Blumen geschmückt ist.
Woher hat die Hermannshöhe ihren Namen? Selbstverständlich wissen wir Travemünder Bescheid, oder? Der Konsul Hermann Fehling (1847-1907), erster und einziger Travemünder Ehrenbürger, der viel für Travemünde getan hat (darüber zu lesen im UT-Archiv Heft 4/253/Jahr 1987) wanderte zur Entspannung bei Wind und Wetter den Trampelpfad hinauf auf besagte Höhe und liebte den Ausblick. Die Idee an dieser wunderschönen Stelle eine Einkehrgelegenheit zu schaffen hatte ein Hotelier aus der Vorderreihe. Er pachtete im Jahre 1900 das Grundstück von der Hansestadt Lübeck und stellte einen Pavillon darauf. Das war die Gründung des Restaurant und Café Hermannshöhe, eines der beliebtesten Ausflugsziele in der Umgebung Travemündes. Ständig wurde an- und umgebaut und erweitert. (Sh. auch im UT-Archiv Heft 2/323/Jahr 2005). Auch heute gibt es dort ein hübsches Ausflugslokal mit dem Namen.
Doch auch hier trägt Jahr für Jahr die See ein Stück vom Ufer ab und der Wanderweg muss immer wieder ein Stück landeinwärts verlegt werden. Sicher ist es nur eine Frage der Zeit, bis die beliebte Ausflugsstätte Hermannshöhe in Mitleidenschaft gezogen wird. Das „Haus Seeblick“, ein kleines, von Jugendorganisationen genutztes Haus kurz hinter Brodten, direkt am Steiluferweg gelegen, ist dem Absturz nahe und muss in nächster Zeit abgerissen werden.
Das Ufer, weiter in Richtung Niendorf, wird zum „passiven“ Kliff – die Erosion ist dort weitgehend beendet und die Abbruchkante wird von dichter Vegetation zurückerobert.
Eine Tour von Travemünde nach Niendorf, ob zu Fuß oder per Rad, ist je nach Stimmung, Wetter und Entdeckerdrang, für Touristen und Einheimische, immer wieder spannend und erholsam.
Monika Raddatz
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