Travemünde Wappen

Das Travemünde Wappen

Viele Travemünder haben schon öfter ihr Interesse an der Herkunft und Entstehung des Travemünder Wappens geäußert. In der Sonderausgabe der Vaterstädtischen Blätter anläßlich des 800. Geburtstages von Travemünde vom März/April1987 fand ich folgende Abhandlung, die ich hiermit zum Abdruck bringen möchte:

Gemeindesiegel unter Vorbehalt
Unter der Tagebuchnummer 261/67 befindet sich im Archiv der Hansestadt Lübeck eine Ausarbeitung über das „Wappen von Travemünde“. Archivdirektor Dr. Ahlers hat die Arbeit unter dem Datum vom 02. März 1967 verfaßt. Es handelte sich um einen Auftrag, der ihm über die lübsche Kultusverwaltung durch das der Inneren Verwaltung zugeordnete Hauptamt erteilt worden war. Der damalige Stadtoberamtmann Koziol hatte die Auftragsarbeit fernmündlich im Archiv angefordert.

Dr. Ahlers erläutert das Travemünder Wappen und seine Herkunft:
„In der durch den Senat am 29. Januar 1872 genehmigten Gemeindeordnung für das Städtchen Travemünde wird unter Art. 17, Ziffer 6, von Gemeindeurkunden gesprochen, zu deren Ausfertigung die Unterschrift des Vorsitzenden oder seines Vertreters mit einem Gemeindevorsteher unter Beidrückung des Gemeindesiegels genügt. Nach dem Protokollauszug aus der Versammlung des Gemeinderats in Travemünde vom 14. April wurde beschlossen, ein Gemeindesiegel nach dem Modell des Herrn Milde in Lübeck anzuschaffen; unter Vorbehalt, daß das Amt gegen die Anfertigung und den Gebrauch desselben von Seiten des Gemeindevorstands nichts einzuwenden hätte.

Die dem Städtchen damals vorgesetzte Behörde, das Amt Travemünde, hat am 16. April 1872 auf den oben genannten Protokollauszug des Gemeinderats vom 14. April 1872 erwidert: “Die Anschaffung eines Gemeindesiegels gehört nicht zu denjenigen Gegenständen hinsichtlich derer nach § 32 der Gemeindeordnung eine Genehmigung der Aufsichtsbehörde erforderlich ist. Übrigens hat das Amt die Mitteilung, daß das Siegel nach einem von dem bewährten Kenner und Zeichner von Siegeln und Städtewappen, Herrn Milde, angefertigten Modell hergestellt werden solle, gern entgegengenommen.

Die den Akten beigefügten Abdrucke dieses Gemeindesiegels zeigen einen Torturm mit anschließender Zinnmauer, jederseits von einem rechts hingelehnten Schild begleitet; im rechten Schild ein Doppeladler, das linke Schild weiß-rot geteilt. Die Umschrift dieses Siegels lautet: Siegel der Gemeinde Travemünde. Soweit feststellbar, enthalten auch die späteren Gemeindeordnungen des Städtchens Travemünde keine Beschreibung dieses Gemeindesiegels. Stets wird in ihnen jedoch auf ein Gemeindesiegel Bezug genommen.

Am 20. April 1914 fragte das Stadt- und Landamt beim damaligen Staatsarchiv an, ob Travemünde nach der Eingemeindung noch ein eigenes Wappen führt. Die Antwort des Staatsarchivs vom 25. April stellte fest, daß Travemünde nach der Einverleibung ein eigenes Gemeindesiegel nicht mehr führen kann. Ein Siegel sei immer das Zeichen der Selbständigkeit, die der Stadtteil Travemünde entbehrt.

Vom Staatsarchiv wurde angeregt, da es sich bei dem vorliegenden Siegel um einen Entwurf von der Hand Mildes handele und es im Interesse der Reklame für das Seebad Travemünde liegt, wenn es auch äußerlich durch ein besonderes Siegel gekennzeichnet wird, dürfte es sich vielleicht empfehlen, das Mildesche Siegel als Siegel der Behörde für Travemünde oder als Siegel des Seebades Travemünde weiterzuführen; nur die Umschrift „Siegel der Gemeinde Travemünde“ sei nicht mehr statthaft. Die Behörde für Travemünde teilte am 09. Mai 1914 dem Stadt- und Landamt darauf mit, daß das Siegel der früheren Gemeinde Travemünde als solches der Behörde für Travemünde mit entsprechend geänderter Umschrift weitergeführt werden soll.

Die beiden alten Gemeindesiegel wurden damals an das Archiv abgeliefert und befinden sich noch in der Siegelsammlung des Archivs. Solche Siegelstempel der Behörde für Travemünde sind anscheinend später nicht an das Archiv abgegeben.

In dem von der Kaffee-Handels-AG, Bremen, Kaffee Hag herausgegebenen großen deutschen Ortswappenwerk ist 1929 von dem Heraldiker Prof. Otto Hupp neben dem Wappen der Stadt Lübeck auch ein Wappen der Stadt Travemünde erschienen; dieses Travemünder Wappen ist nach dem Entwurf für das Gemeindesiegel von Milde farbig gestaltet worden, obwohl Travemünde damals nicht mehr selbständiges Städtchen war und deshalb zur Wappenführung keine Berechtigung hatte. Das Archiv hat damals das gesamte deutsche Ortswappenwerk von der Firma Kaffee Hag als Geschenk erhalten. Nach dem Briefwechsel des Archivs mit der Firma Kaffee Hag ist die Aufnahme dieses Wappens nicht vom Archiv beanstandet worden. Das Huppsche Ortswappenwerk der Firma Kaffee Hag ist weit verbreitet und hat dadurch das Wappen „der Stadt Travemünde“ zur allgemeinen Kenntnis gebracht.

Das Travemünder Siegelbild, der Torturm mit den beiden lübschen Wappenschilden, wurde veröffentlicht vom Verein für Hamburgische Geschichte anlässlich des am 25. Juni 1911 zusammen mit dem Verein für Lübeckische Geschichte durchgeführten Ausflug nach Travemünde, und zwar auf dem Umschlag des Heftes 10 der Ausflugsprogramme des Hamburger Vereins; jedoch ist die Gesamtdarstellung nicht in ein Wappenschild gesetzt worden. In dem Heft selbst ist eine Siegeltafel veröffentlicht; sie enthält zwei mittelalterliche Wappensiegel von zwei Familien von Travemünde. Das eine Siegel zeigt drei Rosen, das andere einen Eberkopf. Milde hat also bei seinem Siegelentwurf von 1872 auf diese Vorlagen nicht zurückgegriffen.

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