
DIE GLOCKEN DER ST. LORENZ-KIRCHE
Unsere Kirche, wie wir sie heute sehen, wurde im 16. und 17. Jahrhundert auf Fundamenten der Vorgängerkirche erbaut.
Alle Kirchenglocken läuten seit langer Zeit zum Gottesdienst, zum Gedenken und zur Mahnung sowie, wenn die Kirche eine Uhr hat, zur Zeitanzeige und hängen im Glockenstuhl. Sie sind meist aus Bronze gegossen. Glockenspiele aus mehreren Glocken, auch aus Porzellan, gibt es auch außerhalb von Kirchen in vielen Städten. In Uhrtürmen befinden sich auch Glocken ohne kirchlichen Bezug.
Im Jupitertempel in Rom um 700 v. Chr. wurde, soweit bekannt, die erste Glocke im römischen Reich gehängt. (Wikipedia)
Seit 1500 Jahren kennen die Menschen Glocken in Kirchen und Klöstern zur Zeitanzeige, zum Gebet, Warnung vor Unwetter, sie schlug bei Verurteilten das letzte Stündlein.(NDR Geschichte)
Über Ägypten kam die christliche Glocke als Erkennungszeichen des neuen Glaubens nach Irland, Schottland, England und auch nach Deutschland. Die Glocke hat unsere Kultur und unseren Glauben seit Langem geprägt. Der Klang und Ton einer Glocke ist akustisch schwer fassbar (evangelisch.de)
Ab dem 14. Jahrhundert gelang es, verschiedene Glocken im harmonischen Zusammenklang zu gießen. (Glockenmuseum Herrenburg). Wahrscheinlich wurden etliche Glocken wegen Rissen oder falscher Töne wieder eingeschmolzen.
Die älteste datierte Glocke in Deutschland von 1038 ist die Lullusglocke in Bad Hersfeld. Die Zarenglocke im Kreml wurde nie geläutet; in Japan hängt seit Langem die schwerste schwingende Glocke mit 36250 kg. (Wikipedia)
Bis ins 20. Jahrhundert wurden die Glocken hierzulande allgemein mittels Seilzug geläutet, aber schon 1898 wurde in Berlin die erste elektromechanische Läutemaschine eingesetzt. Die Glocken in der St. Lorenz-Kirche wurden ab 1963 mittels eines elektrischen Motors mit Kettenantrieb bewegt. Schon 1951 lag ein Angebot dafür vor, es fehlte damals nur das Material. Erst 2019 wurde dann ein magnetischer Linearantrieb eingebaut, der präzise funktioniert. Zu sehen neben den Glocken auf dem Foto.

Nun zu der Läuteordnung in der St. Lorenz-Kirche. Die kleinen Glocken außen am Turm läuten nur zur Zeitansage.
Es gibt im Oktogongeschoss des Kirchturms, das 1621 auf die 2. Etage gebaut wurde, 3 verschiedengroße Glocken, deren Geschichte lang ist.
I. Glocke Ton e‘ hat 1,1 Tonnen Gewicht und wurde 1711 neu gegossen, nachdem sie gesprungen war.
II. Glocke Ton f‘ wiegt 886 kg, gegossen 1673.
III. Glocke Ton e“ ist nur 117 kg schwer, 48 cm hoch und wurde schon 1604 gegossen.
Alle Glocken wurden im 2. Weltkrieg konfisziert, auf dem Glockenfriedhof in Hamburg eingelagert und am 12.12.1947 wieder in die Kirche zurückgeführt.
Vor dem Gottesdienst am Sonntag läuten ab 9.45 Uhr zeitversetzt alle 3 Glocken bis 10 Uhr zum Gang der Gläubigen zur Kirche; außerdem an Silvester 23.58 – 00.10 Uhr läuten alle 3 Glocken.
Montag bis Sonntag läutet die mittlere Glocke um 12 und 18 Uhr, Sonntag um 8 Uhr. Samstag um 19.50 Uhr läuten die große und mittlere Glocke den Sonntag ein.
Beim Gang zum Grab auf dem Friedhof lläutet die große Glocke, sowie zur Trauung läuten alle Glocken um das Ereignis laut zu verkünden.
Während des Gottesdienstes läutet Glocke I beim Vaterunser-Gebet, und zwar zu jedem Vers ein Glockenschlag, vom Küster ausgelöst, zum Ende hin 2 Schläge.

Es war mir lange Zeit ein Bedürfnis, die Geschichte und Bedeutung unserer St. Lorenz-Kirchenglocken zu erkunden, da ich nahe der Kirche wohne und die Glocken oft höre. Oft frage ich mich: Warum läutet die Glocke jetzt?
Ich hoffe, ich habe Euer Interesse an dem Thema geweckt.
Vielen Dank an Herrn Scheld, unserem Küster, der mir mit vielen Informationen geholfen hat, diesen Artikel zusammen zu stellen.
Copyright Sabine Hallmann
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