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Travemünder Notizen

Heft 3 / 391  Juli bis September 2022

04. – 07. April 2022: Im Rahmen eines geförderten Forschungsprojektes für das Sammeln von Erfahrungen bei innovativen und zukunftsfähigen Mobilitätsangeboten in Städten startet ein Projekt, an dem auch der Stadtverkehr Lübeck beteiligt ist. Das Institut für Multimediale und Interaktive Systeme der Universität ( IMIS) zu Lübeck begleitet das Projekt wissenschaftlich. Mittels der LÜMO-App wird für jeden der beste und schnellste Weg für die Wunschstrecke angeboten. Vom eigenen Standort aus gesehen. Dies gilt auch für ausgesprochene Wohnviertel, in denen es keine Haltestellen gibt. Montags bis samstags zwischen 09:00 und 19:00 Uhr ergänzt dieses Angebot den herkömmlichen ÖPNV in Travemünde. Man kann sich aber auch telefonisch registrieren lassen. Bei dem hierfür eingesetzten Fahrzeug handelt es sich um ein Elektrofahrzeug, welches auch Rollstühle transportieren kann. Unter www.in2luebeck.de findet man Informationen zum Forschungsprojekt. Unter www.sv-luebeck.de/de/service/luemo findet man Informationen zu LÜMO.

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Als der Alte Leuchtturm 1972 seinen Dienst einstellen musste, hat er als ältester Leuchtturm an der Ostseeküste 433 Jahre Dienstzeit hinter sich. Er hätte noch weiter seinen Dienst tun können, doch der Neubau des Maritim-Gebäudes überragt ihn um 88 m. Das Leuchtfeuer auf dem Maritim-Gebäude hat nunmehr 50 Jahre Dienstzeit absolviert. Die Dienstzeit des „Alten“ wird aber unschlagbar bleiben.

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13. – 17. April: Durcheinander am Skandinavienkai. Bei einer Verladung eines Sattelaufliegers auf einen Bahnwaggon bleibt das Ladegeschirr des Krans am Auflieger hängen. Das hat zur Folge, dass dieser vom Wagon stürzt. Wichtig: Es kommt zu keinen Verletzten. Die Bergung gestaltet sich als schwierig. Rund 10 Stunden später ist sie geschafft.

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Die Saison beginnt und die Vorderreihe wird wieder zur Fußgängerzone. Aber es sollen noch ein paar andere Regeln getestet werden. Die Einbahnstraßenrichtung ändert sich. Der Radverkehr wird von 19:00 Uhr bis 10:00 Uhr morgens in beide Richtungen zugelassen. Mal schauen wie dies nun funktionieren wird.

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Das Osterfeuer brennt wieder. Auch Ostermünde findet wieder statt. Die Parade der großen imposanten Ostereier bewegt sich durch den Ort. Ostern in Travemünde zieht viele Gäste an. Die Corona-Regeln sind aufgehoben. Deutlich merkt man den Drang der Menschen wieder im Freien Veranstaltungen zu besuchen. Die Besucherzahlen sind höher als vor der Pandemie geschätzt.

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20. – 24. April: An der Stadtschule wird eine Coding AG eingerichtet. In der Coding AG lernen die Kinder, selbst zu kreativen Gestaltern von Medienprodukten zu werden. Durch spielerisches Programmieren lernen die Kinder, Probleme effektiv und kreativ zu lösen. Erreicht werden kann dies durch verschiedene Spiele und Übungen, das Arbeiten mit einfachen Programmen und/oder das Beschäftigen mit Robotern. Dabei bauen die Kinder allmählich IT-Kompetenzen und ein Verständnis für die Funktionsweise eines Computers auf. Die AG der Stadtschule hat sich mit Robotern beschäftigt. Diese werden so programmiert, dass diese z. B. gegeneinander Fußball spielen können oder auch als autonom fahrende Fahrzeuge eingesetzt werden können. Diese Arbeit ist so überzeugend, dass die Stadtschule den Medienkompetenzpreis Schleswig-Holstein gewinnt.

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Die neue „Nils Holgersson“ der TT-Line läuft das erste Mal nach einer rund fünfwöchigen und 11.600 Seemeilen langen Überführungsfahrt von China in Travemünde ein. Das Schiff ist eines der ersten Fährschiffe, welches mit dem umweltschonenden Flüssiggas (LNG) betrieben wird. Begrüßt wird sie nach Seefahrtbrauch mit einem Feuerlöschboot. Vor fast genau 60 Jahren lief die erste „Nils Holgersson“ in Travemünde ein.

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29. – 30. April: Die Teilnehmenden der dreitägigen NOSTRA, der größten Fachtagung für Notfallmedizin in Norddeutschland, tagen wieder in Travemünde. Das Programm bietet u. a. für die circa 500 angereisten Rettungskräfte, Notärztinnen und Notärzten Aktuelles aus vielen Bereichen der Notfallmedizin. Auch die Reformierung der Notfallhilfe ist Thema.

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Die Quarantäne-Regeln werden in Lübeck verlängert. Personen, welche sich mit Corona infiziert haben, müssen weiterhin für zehn Tage in häuslicher Quarantäne verbleiben.

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01. – 07. Mai: Der Kletterwald Travemünde ist eröffnet. Fünf unterschiedliche Parcours mit 41 Plattformen laden zum Klettern ein. Für jede Altersstufe ist etwas dabei. Man kann klein anfangen und auch hoch hinauskommen. Das junge Gründungsteam hat nicht nur auf die selbstverständlichen Sicherheitsaspekte geachtet, sondern auch auf das immer wichtigere Thema: Nachhaltigkeit. Zum Beispiel wurde nur mit ausschließlich regionalen Hölzern aus Mecklenburg, Brandenburg und dem Lübecker Stadtwald gearbeitet. Es gibt keine externen Lichtquellen. Der Kletterwald ist von Mai bis Oktober täglich von 10:00 Uhr bis 20:00 Uhr geöffnet. Von Februar bis Ende April pausiert der Betrieb, um die Brutzeiten der Tierwelt zu schützen.

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Diese Ausstellung ist schon nicht mehr wegzudenken: Sandskulpturen Travemünde. Zum vierten Mal können wir über die künstlerischen Fähigkeiten der Beteiligten staunen, welche aus speziellem Sand mit ihren Händen einzigartige Sandskulpturen fertigen! Ein Team aus fünfzig Menschen, bestehend aus internationalen Künstlern und Künstlerinnen, sowie Helfern und Helferinnen hat aus 9.500 Kubikmeter Spezialsand und Wasser bis zu 7 Meter hohe Sandskulpturen geschaffen. Das Thema in diesem Jahr ist: Wahrzeichen der Welt.

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20. – 26. Mai: Die unter der Flagge der Marshall Inseln fahrende „MS Insignia“ legt in Travemünde an. Sie ist das erste Kreuzfahrtschiff der Saison 2022. Mit ihren 180 Metern Länge und 26 Metern Breite macht sie am Ostpreußenkai fest. Sie hat mit ihren 333 Kabinen Platz für 656 Passagiere. 400 Besatzungsmitglieder kümmern sich um Schiff und Gäste.

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Das Neun-Euro-Ticket ist Teil des Entlastungspakets, das Bundestag und Bundesrat angesichts der hohen Energiepreise verabschiedet haben. Bürgerinnen und Bürger können damit einen Monat den Öffentlichen Nahverkehr stark verbilligt nutzen. Das Ticket gilt auch für die Überfahrt mit den Fähren in Travemünde. Bis August kann das Ticket monatlich erworben werden. Die hohe Inanspruchnahme wird bei uns sichtbar. Die Nutzungsfrequenz in Bus und Bahn ist deutlich höher.

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Die Spuren des Umbaus der Travepromenade sind nun kaum noch sichtbar, die restlichen Arbeiten erledigt. Auch die Tornadowiese ist wieder zum freien Raum geworden.

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Am Ostpreußenkai macht die „Le Champlain“ der Kreuzfahrtgesellschaft Ponant fest. Sie besucht uns zum zweiten Mal. Das Schiff fährt unter französischer Flagge und ist nach dem französischen Entdecker Neu-Frankreichs, Samuel de Champlain benannt. Die Kreuzfahrtgesellschaft Ponant wurde vor 30 Jahren von drei französischen Marineoffizieren (im Alter von 23 bis 29 Jahren) gegründet. Sie ist von Anfang an auf Luxuskreuzfahrten ausgelegt.

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27. – 28. Mai: Die Nachricht lautet: Sportboot mit zwei Personen östlich von Steinbeck gekentert. Die Streifenboote „Habicht“ und „Wismar“, sowie die Seenotrettungsboote “Wolfgang Wiese” und “Erich Koschubs” begeben sich ins Einsatzgebiet. Ein Sea King Rettungshubschrauber unterstützt den Einsatz. Kurz nach dem Eintreffen vor Ort können die verunfallten Personen bereits schwimmend das Ufer erreichen. Sie werden medizinisch versorgt. Alles geht gut aus.

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Die schwedische Marine wird 500 Jahre alt. Zwei Dienstsegelboote, die „HMS Falken“ und die „HMS Gladan“ machen sich auf den Weg nach Lübeck. Warum nach Lübeck? Vor 500 Jahren kaufte der spätere König Gustav Wasa die ersten zehn Kriegsschiffe seines Landes in Lübeck. Aber es gibt auch neuere Verbindungen. Seit Beginn der 1990er Jahre arbeiten die Seestreitkräfte der beiden Ostseeanrainer immer enger zusammen. Der Besuch ist also auch ein Treffen der beiden militärischen Partner, repräsentiert von den beiden Marinechefs: Konteradmiral Ewa Skoog Haslum für Schweden und Vizeadmiral Jan Christian Kaack für Deutschland. Am Liegeplatz an Schuppen 9 findet Open Ship statt. Die Deutsche Marine beteiligt sich mit Informationsständen.

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01. – 06. Juni: Mit den Fähren der TT-Line aus Klaipeda (Litauen) kommend, erreichen Geflüchtete aus der Ukraine sicher den Skandinavienkai. Ebenso werden auch die Fährschiffe der Stena Line von Liepaja (Lettland) zur Flucht genutzt. Städtische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nehmen die Personen in Empfang. Hierbei werden sie von vielen Ehrenamtlichen unterstützt. Mittels des örtlichen WLAN können sie Kontakt zu Familie und Freunden aufnehmen. Mehrsprachige Informationen helfen zu verstehen, wie die Abläufe organisiert sind. Die Weiterfahrt zur Landesunterkunft wird von der Stadt, nach einem mit dem Innenministerium abgestimmten Verfahren, organisiert. Bei einem erwartbar längerfristigen Aufenthalt in Deutschland verlassen sie die Landesunterkünfte in der Regel nach zwei bis drei Wochen, um von den Zuwanderungsbehörden der Landkreise oder kreisfreien Städte in Schleswig-Holstein aufgenommen zu werden.

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Neues von den Fähren. Die „Pötenitz“ hat vermutlich einen Getriebeschaden. Auf jeden Fall geht nichts mehr. Die gute alte „Berlin“ springt ein. Der Betrieb läuft, trotz eines erhöhten Aufkommens von Passagieren (Pfingstfest und 9-Euro Sonderticket für den Nahverkehr), reibungslos weiter. Eine Problematik stellt dagegen die Bedienung der Ticketautomaten dar. Für Ungeübte, also für große Teile unserer Gäste, scheint die Bedienung des Menüs auf dem Display nicht immer leicht verständlich. So kommt es zu einer längeren Schlangenbildung. Aber das Wetter ist gut und somit auch die Laune.

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09. – 10. Juni: Die „National Geographic Explorer“ gleitet am Ostpreußenkai vorbei. Ihr Liegeplatz ist am Burgtorkai. Recherchiert man über das Schiff, stößt man auf eine längere Geschichte. 1982 auf der norwegischen Werft Ulstein gebaut, fuhr sie als „Midnatsol“ für die Troms Fylkes Dampskibsselskap Reederei, später durch einen Zusammenschluss in Hurtigruten umfirmiert, als Postschiff. Sie wird 2003 ausgemustert und durch einen Neubau gleichen Namens ersetzt. Sie findet keinen Käufer und wird 2005 als „Lyngen“ im Sommer auf den Postschiffrouten eingesetzt. Im Winter dient sie als Ersatzschiff. 2007 wird sie an die amerikanische Reederei Lindblad Expeditions verkauft. Seit einem umfassenden Umbau ist das Schiff für 148 Passagiere zugelassen. Seit Juni 2008 fährt das Schiff als Kreuzfahrtschiff in kanadischen und arktischen Gewässern.

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Die neue „Nils Holgersson“ bunkert zum ersten Mal im sogenannten Truck-to-Ship-Verfahren am Skandinavienkai LNG. Vom Tankwagen ins Schiff. Zehn Prozent des Kraftstoffes soll Bio-LNG enthalten. Das Schiff ist für 800 Passagiere und mehr als 200 Sattelzüge, Trailer und Container ausgelegt. Es gilt mit zu den umweltschonendsten Fährschiffen.

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18. – 25. Juni: Gemäßigte Temperaturen und immer ein bisschen Wind. Das ist der Ruf der Küste und ist ja meist auch so. Aufgrund sehr hoher Temperaturen im Binnenland folgen viele Gäste diesem Ruf. Sie reisen per Auto an. Viele über die A1. Das hat dort einen sehr regen Verkehr zur Folge. Sehr viele Gäste nutzen das Nahverkehrsticket. Das hat zur Folge, Züge sind proppenvoll, Busse ebenso. Irgendwie kommen aber alle an den Strand und können einen schönen Sommertag erleben. Bei 26 Grad und 13 Sonnenstunden. Ach ja, und Windböen maximal um 4 Bft.

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Die Zeit der Chöre beginnt wieder. Endlich wieder einmal Auftreten. Die Zuhörerinnen und Zuhörer mit feinem Chorklang begeistern, das hat lange Zeit nicht sein können. Die St. Lorenz-Kantorei hat ein sehr schönes Programm für ein kleines Abendkonzert zusammengestellt und bringt dieses zu Gehör. Die Stimmung im Raum lässt irgendwie erkennen, dass diese Art von Erlebnissen gefehlt hat.

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25. – 29. Juni: Auch die „kleinen“ Chorsängerinnen und Chorsänger können wieder auftreten. Die Travemünder Kinderchöre bringen Lieder aus aller Welt zu Gehör. Musik verbindet die Welt. Überall werden Gefühle, Geschichte, Sehnsüchte und vieles mehr durch Musik zum Ausdruck gebracht. Und so hat auch bei diesem Konzert in den vorgetragenen Liedern vieles von dem Platz. Die Vortragenden sind im Alter zwischen vier und acht Jahren. Neben der begeisternden Musik gibt es noch einen Höhepunkt. Die Urkunde für den »Kinderchorlandpreis SchleswigHolstein« der Deutschen Chorjugend wird überreicht. Die Chöre sind Anfang des Jahres mit diesem Preis ausgezeichnet worden.

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30. Juni: Der Sommer findet wieder draußen statt. Und dennoch lässt Corona nicht locker. Die Stadt verlängert nochmals die Allgemeinverfügung über die Anordnung zur Absonderung (Isolation) wegen einer Infektion durch das neuartige Coronavirus (SARS-CoV-2) bis zum 31.07.2022. Experten appellieren jetzt wieder an die Selbstverantwortung. Da umfassende Regulierungen weitgehend wegfallen, müsse nun jede und jeder selbst in Situationen mit vielen Menschen, insbesondere in Innenräumen und in öffentlichen Verkehrsmitteln, an Schutz mit Masken denken und auch den Impfschutz aktuell halten. Ein bisschen mehr Vorsicht wäre hilfreich, so die Experten weiter.

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Sabine Haltern/GVT

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